»Wir müssen die Natur nicht als unseren Feind betrachten, den
es zu beherrschen und überwinden gilt, sondern wieder lernen, mit der Natur zu
kooperieren. Sie hat eine viereinhalb Milliarden lange Erfahrung. Unsere ist
wesentlich kürzer.«
– Hans-Peter Dürr
Deutscher Physiker
Die Natur ist ein lebendiges Meisterwerk. Sie existiert
bereits seit Milliarden von Jahren und bringt immer wieder Leben hervor. Dabei
folgt sie universellen Gesetzen. Die Naturgesetze gelten für alle ohne
Ausnahme. Wir haben die Wahl, sie entweder freiwillig zu beachten oder auf
schmerzhafte Weise daran erinnert zu werden. Wenn wir lernen wollen, wie wir
die Naturgesetze zu unser aller Wohl einsetzen können, dann sind wir gut beraten,
die Natur zu beobachten und ihre Erfindungen als Vorbild zu nehmen.
In der Technik ist diese Methodik schon lange unter dem
Namen »Bionik« bekannt. Jeder Flugzeugbauer befasst sich mit dem Flug der
Vögel, bevor er seinen »eisernen Vogel« in die Luft schickt. Bionik heißt also
nicht, alles hundertprozentig zu kopieren. Im Gegensatz zu Vögeln flattern
Flugzeuge bekanntlich nicht mit den Flügeln. Ihre Außenhülle besteht nicht aus
Federn sondern aus Metall oder Kunststoff. Sie benötigen eine Start- und
Landebahn, dafür können sie viel schneller fliegen, als Vögel. Mithilfe der
Bionik werden also diejenigen Eigenschaften übertragen, die für den jeweiligen
Zweck dienlich sind.
So ist es auch in der von uns entwickelten
Wirtschafts-Bionik. Wir brauchen nicht alles zu kopieren, was es irgendwo in
der Natur gibt. Wenn Kannibalismus nicht mit unserer Ethik vereinbar ist, dürfen
wir das Modell »Fressen und gefressen werden« nicht in unser Wirtschaftsmodell
übertragen. Stattdessen bietet uns die Natur passendere Modelle, wie
Kooperation und Symbiose.
Gleiches gilt für das »Überleben des Stärkeren«. In der
Tierwelt ist die körperliche Stärke auf ein natürliches Maß begrenzt. Kein Tier
hat die Möglichkeit, ganze Nationen oder gar die ganze Welt in Schutt und Asche
zu legen. Kraft seiner technischen Entwicklung hat der Mensch diese
Möglichkeit. Und in der Wirtschaft haben starke Unternehmen die Fähigkeit, alle
schwächeren zu verdrängen und ihnen damit den Garaus zu machen. Es ist also
geradezu fatal, dieses Modell auf zwischenmenschliche Verhaltensweisen zu
übertragen. Weder in der Politik noch in der Wirtschaft darf das Gesetz des
Stärkeren zur Anwendung kommen.
Ethik und Religionen haben uns ganz klare Vorgaben gemacht:
»Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit« und »Liebe deinen Nächsten wie dich
selbst« zum Beispiel. Welche Erfindungen der belebten Natur wir in
Politik und Wirtschaft übertragen, muss also zuvor nach ethischen Kriterien
entschieden werden.
Naturgesetze müssen wir beachten, freiwillig oder
unfreiwillig. Den Kreislauf von Werden und Vergehen können wir zwar
leugnen und ständiges Wirtschaftswachstum fordern. Das Naturgesetz der
Vergänglichkeit wird uns dann umso schmerzhafter treffen: in Wirtschaftskrisen,
Naturkatastrophen, Armut, Kriegen bis hin zur Auslöschung der ganzen
Menschheit. Doch wir können den Kreislauf des Lebens auch freiwillig
in unser Geld- und Wirtschaftssystem einbauen und weltweiten Wohlstand in
Frieden und in Harmonie mit der Natur erreichen.
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