Wenn freies Schenken die Lösung ist, warum brauchen wir dann
überhaupt noch neues Geld? Warum wechseln wir nicht sofort ganz in die
Schenk-Wirtschaft über? Diese Frage ist absolut berechtigt und wird auch in
Kreisen alternativer Wirtschaftsforscher diskutiert. Interessanterweise taucht
immer schnell die Frage auf nach einem Regulativ, das gegebene und in Anspruch
genommene Leistungen dokumentiert. Manche Leute schlagen vor, einfache Zahlen
aufzuschreiben: wenn eine bestimmte Leistung erbracht wurde, soll man dann zum
Beispiel +10 auf ein Konto gutschreiben. Der eine hätte dann die Zahl +267 auf
seinem Konto und ein anderer -389. Doch was ist das anderes als Geld, dem man
seinen Namen genommen hat?
Geld hat sich für die Dokumentation von Leistungen und Warentransaktionen
bewährt. Es lässt sich selbst von den Befürwortern der reinen Geschenk-Ökonomie
nicht wegdenken. Früher oder später erfinden sie ein Geld-Äquivalent, von dem
sie vielleicht behaupten, dass es kein Geld sei, das aber ähnliche Funktionen
erfüllt. Gradido ist solch ein Geld-Äquivalent. Ob Sie es Geld nennen wollen
oder nicht, bleibt Ihnen überlassen.
In diesem Zusammenhang sei auf einen wichtigen Unterschied
zwischen Gradido und dem herkömmlichen Geld hingewiesen. Das alte Geld ist ein
Schuldschein, ein Versprechen auf Leistungen, ein Zahlungsmittel. Gradido ist
seinem Wesen nach eher eine Dokumentation erbrachter Leistungen oder
Warentransaktionen. Wurden die Leistungen oder Waren freiwillig gegeben, also
»geschenkt«, dann ist Gradido kein Zahlungsmittel mehr sondern ein
»Dankmittel«. Mit Gradido bewegen wir uns schrittweise von der alten
Marktwirtschaft, der »Kauf- und Bezahlwirtschaft«, hin zu einer »Schenk- und
Dankwirtschaft«. Wir bauen also eine Brücke. Mit Gradido holen wir die Menschen
dort ab wo sie sind und begleiten sie in dem Prozess vom alten »kaufen und
bezahlen« hin zu einem neuen »schenken und danken«.
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