Mittwoch, 31. Oktober 2012

Kapitel 3.15 – Warum dann überhaupt noch Geld?

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«


Wenn freies Schenken die Lösung ist, warum brauchen wir dann überhaupt noch neues Geld? Warum wechseln wir nicht sofort ganz in die Schenk-Wirtschaft über? Diese Frage ist absolut berechtigt und wird auch in Kreisen alternativer Wirtschaftsforscher diskutiert. Interessanterweise taucht immer schnell die Frage auf nach einem Regulativ, das gegebene und in Anspruch genommene Leistungen dokumentiert. Manche Leute schlagen vor, einfache Zahlen aufzuschreiben: wenn eine bestimmte Leistung erbracht wurde, soll man dann zum Beispiel +10 auf ein Konto gutschreiben. Der eine hätte dann die Zahl +267 auf seinem Konto und ein anderer -389. Doch was ist das anderes als Geld, dem man seinen Namen genommen hat?

Geld hat sich für die Dokumentation von Leistungen und Warentransaktionen bewährt. Es lässt sich selbst von den Befürwortern der reinen Geschenk-Ökonomie nicht wegdenken. Früher oder später erfinden sie ein Geld-Äquivalent, von dem sie vielleicht behaupten, dass es kein Geld sei, das aber ähnliche Funktionen erfüllt. Gradido ist solch ein Geld-Äquivalent. Ob Sie es Geld nennen wollen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen.

In diesem Zusammenhang sei auf einen wichtigen Unterschied zwischen Gradido und dem herkömmlichen Geld hingewiesen. Das alte Geld ist ein Schuldschein, ein Versprechen auf Leistungen, ein Zahlungsmittel. Gradido ist seinem Wesen nach eher eine Dokumentation erbrachter Leistungen oder Warentransaktionen. Wurden die Leistungen oder Waren freiwillig gegeben, also »geschenkt«, dann ist Gradido kein Zahlungsmittel mehr sondern ein »Dankmittel«. Mit Gradido bewegen wir uns schrittweise von der alten Marktwirtschaft, der »Kauf- und Bezahlwirtschaft«, hin zu einer »Schenk- und Dankwirtschaft«. Wir bauen also eine Brücke. Mit Gradido holen wir die Menschen dort ab wo sie sind und begleiten sie in dem Prozess vom alten »kaufen und bezahlen« hin zu einem neuen »schenken und danken«.


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