»In der Natur gibt es keine Schulden und keine Zinswirtschaft. Deshalb kommen Pflanzen und Tiere nicht auf die Idee, mehr zu horten, als sie brauchen. Dadurch gibt es keine „reichen“ und „armen“ Pflanzen oder Tiere.«
– Joytopia
Haben Sie sich schon mal gefragt, wo das Geld eigentlich
herkommt? Wie ist es entstanden? Kommt es einfach aus dem Bankomat, wie der
Strom aus der Steckdose? Hat es in grauer Vorzeit ein »Schöpfer« erschaffen, so
wie Gott die Welt? Und wer schuf dann die Schulden?
Über dem Geld weht ein Hauch des Mystischen. Und so wundert
es nicht, dass nur wenige Menschen etwas über die Geldschöpfung wissen. Das
Wort »Geldschöpfung« ist ein Fachausdruck aus der Finanzwelt. Es bezeichnet den
Vorgang, wie Geld entsteht. Und in der Tat wird es jetzt etwas mystisch, denn
aus gutem Grund wird unser heutiges Geld oft als Fiat-Money bezeichnet. Das hat nichts mit
der gleichnamigen Auto-Marke zu tun, sondern bezieht sich auf die Bibel: im
ersten Buch Mose, der Genesis, sprach Gott auf lateinisch »Fiat lux!«, das
heißt »Es werde Licht!«. Und es ward Licht, wie wir im Religionsunterricht
gelernt haben. Die heutigen Schöpfergötter sprechen »Fiat Money!«, also »Es
werde Geld!«. Und sie schöpfen Geld aus Schulden.
Fiat-Money bedeutet sinngemäß »Geld aus dem Nichts«. Es wird
zu einem kleinen Teil von den Notenbanken und zum überwiegenden Teil in den
Geschäftsbanken geschöpft. In der Bank-Bilanz muss die Summe aller Konten
zusammen »Null« ergeben. Anders ausgedrückt muss die Summe aller Guthaben
gleich der Summe aller Schulden sein.
Wie funktioniert die Geldschöpfung aus dem Nichts? Stellen
Sie sich vor: Sie und ich, wir beide hätten jeder genau null Euro auf dem
Bankkonto. Es ist nichts bei uns zu holen, kein Geld da – nichts. Obwohl wir
beide kein Geld haben, kaufen Sie von mir Bücher, um sie ihren Freunden zu
schenken. Sie wollen nämlich das wertvolle Wissen über die Natürliche Ökonomie
des Lebens gerne weitergeben. Als ehrlicher Mensch überweisen Sie mir hundert
Euro. Dadurch bin ich glücklicher Besitzer von hundert Euro Guthaben geworden.
Und Sie haben jetzt leider hundert Euro Schulden bei der Bank.
Was ist gerade eben geschehen? Es wurde Geld aus dem Nichts
geschöpft – durch Schulden! Innerhalb der Bank ist der Vorgang zwar etwas
komplexer; doch für uns »Nicht-Banken« (so werden Menschen wie Sie und ich von
den Banken genannt) zählt nur, was hineingeht und was herauskommt. Es geht Nichts hinein, und heraus kommen Guthaben und Schulden.
Wer hat jetzt das Geld geschöpft? Die Zentralbank? Ihr
Bankdirektor? Die freundliche Bankangestellte, die Ihr Girokonto betreut? Der
Bank-Computer? Die Antwort ist hart aber klar: Sie haben Geld geschöpft und
sich damit Schulden aufgeladen. Sie wollten etwas Gutes tun, ein Projekt
unterstützen, Ihre Freunde informieren, die Welt ein Stück besser machen – und
haben sich dafür verschuldet!
»Ja, aber nur, weil ich das Geld nicht hatte. Man darf eben
nur das ausgeben, was man hat!« – So oder so ähnlich werden Sie jetzt
vielleicht denken. Doch kann diese Regel überhaupt eingehalten werden in einem
System, in dem das Geld durch Schulden geschöpft wird? Für jeden Euro Guthaben
muss es an anderer Stelle einen Euro Schulden geben. Wenn Sie keine Schulden
haben, hat sie ein Anderer. Das ist in diesem System gar nicht anders möglich.
Damit das nicht so auffällt, haben unsere Staaten die Schulden stellvertretend
für ihre Bürger übernommen. In Deutschland sind es zur Zeit etwa 20.000 Euro
Staatschulden pro Person. Praktisch alle Staaten weltweit sind hoch
verschuldet. Viele stehen kurz vor dem Staatsbankrott.
Ein solches System kann überhaupt nicht funktionieren. Schon
gar nicht, wenn man das Dreifache Wohl im Auge hat. Denn hier versagt es auf
allen drei Ebenen. Das Wohl des Einzelnen ist verletzt, denn entweder Sie haben
Schulden oder Sie sind Mitverursacher der Schulden anderer. Das Wohl der Gemeinschaft
ist in Gefahr wegen der hohen Staatsschulden mit Risiko des Staatsbankrotts.
Dies betrifft inzwischen die gesamte Völkergemeinschaft. Und schließlich ist
das Wohl des Großen Ganzen in Mitleidenschaft gezogen, denn hoch-kompetitive
Märkte schrecken nicht vor Kriegen und Umweltzerstörung zurück.
Ein System der Schuldgeld-Schöpfung schadet allen
und nützt niemanden.
Zins und Zinseszins verschärfen die Problematik zusätzlich.
Doch auch zinslose Kreditgeldsysteme haben die besprochenen schädlichen Auswirkungen.
In diese Kategorie fallen auch alle gut gemeinten Alternativ-Geld-Systeme, die
auf gegenseitigen Kredit basieren, wie Barter-Clubs, Tauschringe, LETS-Systeme
und ähnliches. Regionalwährungen, die an den Euro gekoppelt sind, kommen allein
schon deshalb als Lösung nicht in Betracht.
»Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was
man lässt.«
– Wilhelm Busch
dt. Humorist, Dichter
und Zeichner
In den folgenden Abschnitten werden Sie ein Geld-
und Wirtschaftsmodell kennen lernen, bei dem das Geld nicht durch Schulden
geschöpft wird, sondern durch das Leben
selbst. Es ist so konstruiert, dass es allen nützt und niemanden schadet.
Und es beruht auf einem Grundsatz, der für eine zivilisierte
Spezies selbstverständlich sein sollte...
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