Sonntag, 30. Dezember 2012

Kapitel 1.6 – Geistiges und materielles Eigentum

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«


Geistiges Eigentum  und Patente

Ursprünglich wurde das Patentrecht, ähnlich wie das Urheberrecht, mit der Absicht geschaffen, das geistige Eigentum der Erfinder zu schützen, damit diese nicht von geschäftstüchtigen Unternehmern über den Tisch gezogen und ausgebeutet werden können. Doch wie so viele Gesetze hat es sich in seiner Wirkung in das Gegenteil umgekehrt. Denn Recht bekommt in unserer Gesellschaft meistens derjenige, der den längeren finanziellen Atem hat und sich die besseren Anwälte leisten kann.

So ist es einigen Unternehmen gelungen, ein Patent auf Leben zu erwerben. Unter dem Vorwand, Resistenz gegen Schädlinge, Pestizide oder Herbizide zu erzeugen, verändern sie die Gene von Pflanzen und Tieren und lassen sich dies patentieren. In vielen Fällen kann von genmanipulierten Pflanzen kein neues Saatgut mehr gewonnen werden. Die Samen keimen nicht mehr (Terminator-Saatgut). Diese Eigenschaft ist von den Herstellern erwünscht, denn die Landwirte müssen immer wieder neues Saatgut beim Hersteller ankaufen. Falls es einem Bauern dennoch gelingt, neues Saatgut aus den Früchten zu gewinnen, verstößt dieser gegen das Patentrecht und wird zu hohen Geldstrafen verurteilt.

Das geht inzwischen so weit, dass Landwirte verurteilt werden, deren konventionell betriebener Acker von einem Gen-Acker aus der Nachbarschaft durch Pollenflug oder Bienen verunreinigt wird. Eigentlich müsste der Landwirt Schadenersatzansprüche geltend machen können, denn seine Frucht wurde gegen seinen Willen mit genmanipuliertem Saatgut verseucht.

Man kann sich gut vorstellen, was passiert, wenn der natürliche Prozess der Saatgut-Gewinnung bei immer mehr Pflanzen unterbrochen wird. Zum einen bringen einige wenige Unternehmen die Welternährung unter ihre Kontrolle, zum anderen könnte ein Fehler in der Saatgut-Herstellung dazu führen, dass auch das gekaufte Saatgut nicht mehr funktioniert. Ganz abgesehen von den gesundheitlichen Folgen, die die Verfütterung von Gen-Futter auf die Tiere hat und wahrscheinlich auch auf die Menschen, die deren Fleisch essen. Die gesamte Nahrungskette kann dadurch massiv geschädigt werden.

Aber auch auf anderen Gebieten können Patente die technologische Entwicklung enorm behindern. Es gibt tausende Fälle, wo Erfindungen, die die Menschheit weitergebracht hätten, patentiert worden und in der Schublade verschwunden sind, da sie den wirtschaftlichen Interessen einiger Unternehmen zuwider liefen.

Warum fahren wohl unsere Autos seit über hundert Jahren noch immer mit Benzin bzw. Öl? Warum werden keine umweltverträglichen Energieformen offiziell erforscht? Warum werden Forscher lächerlich gemacht, die nach anderen Energieformen forschen?



Materielles Eigentum


»Die Erde gehört nicht den Menschen - der Mensch gehört zur Erde.
Alles ist miteinander verbunden wie das Blut das eine Familie vereint.«

– Indianische Weisheit

Kann es so etwas wie Eigentum überhaupt geben? Wurde nicht jedes Eigentum irgendwann von der Allgemeinheit geraubt? Im Wilden Westen galt es als Recht, dass man Land für sich in Anspruch nehmen konnte, wenn man seine Grenzen mit vier Pflöcken markierte. War man in der Lage, sein Gebiet notfalls zu verteidigen, und erhob innerhalb einer gewissen Frist niemand Widerspruch, so gehörte einem das Land. Indianer hatten selbstverständlich kein Widerspruchsrecht. So oder so ähnlich dürfte überall auf der Welt der Privatbesitz entstanden sein.

Das Wort »Privat« kommt vom lateinischen »privare«, und das heißt »rauben«. Privateigentum ist also geraubtes Eigentum. Selbst wenn wir heute ein Stück Land käuflich erwerben, ist es früher einmal geraubt worden. Vielleicht hatte es der Vorbesitzer von dessen Vorbesitzer rechtmäßig erworben oder geerbt; und dieser hatte es wieder von einem Vorbesitzer. Doch am Anfang der Kette gab es einmal jemanden, der es der Allgemeinheit nach Wildwestmanier weggenommen hatte.

Heutzutage gibt es Initiativen, die Land kaufen, um es vor Zerstörung zu retten. Obwohl es sich rein rechtlich um einen Kauf handelt, ist dies dem Wesen nach eine Hüterschaft. Die Käufer verstehen sich als Bewahrer der Schöpfung. In Zukunft sollten alle Besitzverhältnisse in Formen der Hüterschaft verwandelt werden.

So gesehen kann es weder geistiges noch physisches Eigentum geben. Alle Einfälle, Ideen und Erfindungen stammen aus einem gemeinsamen Gedankenfeld, dem »morphogenetischen Feld«, wie Rupert Sheldrake es nennt. Daher kommt es auch, dass oft zur selben Zeit verschiedenen Menschen an verschiedenen Orten die gleiche Erfindung oder Entdeckung machen. Sie kennen das Sprichwort: »diese Erfindung lag einfach in der Luft«. Wem soll  nun die Erfindung gehören? Demjenigen, dem sie ein paar Stunden oder Tage vorher »eingefallen« ist? Oder demjenigen, der geschäftstüchtig genug war, sie schnellstmöglich anzumelden? Oder demjenigen, der die besseren Patentanwälte bezahlen und längere Prozesse führen kann?

Dazu kommt, dass es sich oft nicht um eine eigenständige Erfindung handelt. Jede wesentliche Erfindung ist auf dem Boden umfangreichen Wissens gewachsen, das bereits vorher da war. Der Erfinder hatte vielleicht Physik studiert und kann auf das Wissen ganzer Forscher-Generationen zurückgreifen. Vielleicht ist er ein genialer Querdenker und fügt interdisziplinäre Erkenntnisse auf neue unkonventionelle Weise zusammen, so dass etwas ganz neues entsteht. Gebührt ihm allein die Ehre, oder waren nicht alle anderen auch daran beteiligt? Wie steht es mit den Lebensgefährtinnen? Albert Einsteins erste Frau war auch Physikerin und hat viel zu seinen Forschungen beigetragen.

Noch kritischer wird es, wenn einem Menschen wichtige Erkenntnisse »eingefallen« sind, und er sie dann an Dritte verkauft, die sie in der Schublade verschwinden lassen – zum Schaden der ganzen Menschheit und oftmals zum Schaden der Natur. Alle wichtigen Erfindungen gehören deshalb der Menschheit als Ganzes und nicht einzelnen Individuen.

Und jetzt Start frei!

Die Reise beginnt...

Stellen Sie sich bitte einmal vor, irgendwo am Rande des Universums gäbe es einen Planeten, dessen Bewohner in Wohlstand und Frieden leben, in Harmonie mit der Natur. Das war nicht immer so. Auch sie hatten eine bewegte Vergangenheit mit Katastrophen, Armut und Kriegen hinter sich.

Doch dann fanden sie die Lösung. Sie ist so einfach, dass sie jedes Kind verstehen kann, denn sie ist von der Natur abgeschaut. Inzwischen sind die Menschen dort glücklich. Sie haben Mitgefühl für einander, für die Natur und für die Bewohner anderer Planeten, die noch nicht so weit sind wie sie.

Deshalb durchforschen sie die Galaxien und finden unser Sonnensystem mit unserer wunderschönen Erde. Die Menschen auf der Erde sind eigentlich ganz in Ordnung. Eigentlich! Hätten sie nur nicht diesen seltsamen Drang, alles anders machen zu wollen, als die Natur.

Man entschließt sich, einen Gesandten auf die Erde zu schicken, einen sehr guten Freund, der helfen möchte... 

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